Der Fall des russischen Historikers Andrej Grozin, dem kürzlich die Einreise nach Kasachstan verweigert wurde, obwohl er offiziell eingeladen war, hat ein Schlaglicht auf geheime schwarze Listen beider Länder geworfen. Grozin, Mitarbeiter des russischen Instituts für GUS-Staaten, wurde laut kasachischen Regierungsquellen wegen früherer kritischer Äußerungen über Kasachstan, Präsident Tokajew und die nationale Mentalität zur „unerwünschten Person“ erklärt. Der Vorfall verdeutlicht, dass es in beiden Staaten Listen mit Personen gibt, denen die Einreise aus politischen oder ideologischen Gründen verweigert wird. Die Deutsche Welle hat über die Schwarzen Listen der beiden Ex-Sowjetstaaten berichtet.
Zu den russischen Figuren, die Kasachstan nicht einreisen lassen will, zählen prominente Personen wie Alexander Dugin, Tigran Keosayan und mehrere Duma-Abgeordnete. Auch russische Medienpersönlichkeiten wie Tina Kandelaki stehen auf der Liste. Die Entscheidungskriterien seien oft öffentliche, negative Äußerungen über Kasachstan.
Im Gegenzug sind auch Kasachstaner von russischen Einreisesperren betroffen. Darunter befinden sich Politiker, Aktivisten und Historiker wie Dossym Satpayev und Aidos Sarym. Letzterem wurde die Einreise trotz Diplomatenpass bereits 2021 verweigert – eine FSB-Offizier erklärte ihn zur “persona non grata”, ohne Begründung.
Kritik kommt aus der Wissenschaft und dem diplomatischen Corps: Der ungarische Botschafter in Kasachstan, Otto Ivan Rona, betonte gegenüber DW, dass Wissenschaftsfreiheit und grenzüberschreitender Austausch elementar seien und ideologische Barrieren den wissenschaftlichen Diskurs gefährdeten. Dass bei seiner Ausstellungseröffnung keine Vertreter Russlands oder Belarus anwesend waren, wertete er als bezeichnend.
Last Updated on 4. May 2025 by Lupo
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