Mariupol • Das ZDF hat mit einem haarsträubenden Report aus der von Russland zerstörten und besetzten ukrainischen Stadt Mariupol wieder mal gehörig daneben gegriffen. Berichtet hat übrigens der Korrespondenz aus Moskau 🤡.
Zum Thema sei das ausführliche Gutachten „Völkermord in Mariupolʼ
Russlands Kriegsführung in der Ukraine“ von Otto Luchterhand in der Zeitschrift Osteuropa nahe gelegt
Unter diesen Umständen haben wir es mit einem Schwebezustand zu tun, bei dem ungewiss ist, erstens wie lange er anhält, und zweitens, wie viele PKWs und Busse in Mariupolʼ noch vorhanden sind, um die Flucht aus der Stadt zu realisieren. Das spricht dafür, die Antwort auf die Frage vorläufig offen zu halten, ob der subjektive Tatbestand, die Zerstörungs- und Vernichtungsabsicht von russländischer Seite aufgegeben worden ist oder nicht, und die weitere Entwicklung zu beobachten. Die Aussichten dürften eher düster sein.
Auch anderswo wird der Beitrag äußerst kritisch kommentiert:
Doch nicht nur diese offensichtlich falsche Darstellung der Situation rund um das Theater ist problematisch. Das gesamte Framing des Berichts ist höchst fragwürdig: „Mariupol ist kein Ort für einfache und klare Antworten“, sagt Armin Coerper.
Merkur: ZDF verbreitet Russen-Propaganda live aus Mariupol
Ich glaube schon: Die Antwort ist klar und einfach.
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Autsch • Die SPD wählt mit frenetischem Jubel Katharina Barley zur Spitzenkandidatin der SPD. DIE ZEIT berichtet stirnrunzelnd vom Parteitag der Sozis, die zuletzt mit eben jener berauschend beklatschten Kandidatin ernüchternde 15,8% geholt hat:
Als Scholz endet, beweist die SPD, dass sie es nicht nur versteht, sich Mut anzuklatschen, sondern auch Probleme wegzuklatschen. Stehend wird Scholz so lange bejubelt, bis niemand mehr an schlechte Umfragen, die Angst vor Wahlniederlagen oder die Gerüchte über einen eingewechselten Kanzler Boris Pistorius denkt. Und so endet der Auftakt der SPD ins Super-Wahljahr mit einer Super-Erkenntnis: Das Pfeifen der SPD wird umso lauter, je stärker der Wald schrumpft.
Bekloppt und berauscht, Die Zeit,
28.1.24
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Nicht wettbewerbsfähig • Zu den Motiven für den russischen Überfall auf die Ukraine wird viel geschrieben. Herfried Münkler meint dazu in seinem Buch „Welt in Aufruhr“, „die Unerträglichkeit eines nach den Maidan-Revolutionen zunehmend an westlichen Vorstellungen von Demokratie orientierten Staates unmittelbar an seiner Grenze, sei ein Erklärungsansatz. „Folgt man der Argumentation Silnizkis, dann hat der Angriff auf die Ukraine nichts, aber auch gar nichts mit der Osterweiterung der NATO zu tun; umso mehr dafür mit Russlands ‚imperialen Phantomschmerzen’ und der Angst vor einer funktionierenden Demokratie in seiner unmittelbaren Umgebung.“
In der NZZ kommentiert Christoph Brumme ähnlich: „Man wird im Westen immer wieder überrumpelt von den Ereignissen, weil man die Ursachen des Krieges und die Logik der Gewalt offenbar nicht begreift, unter anderem aufgrund der Sprachbarrieren und enormer Wissenslücken.“ Auch er kommt zu dem Ergebnis: Der dysfunktionale russische Staat ist den westlichen Staaten gegenüber nicht wettbewerbsfähig.
Russland kann im friedlichen Wettbewerb mit anderen Ländern schlicht nicht mithalten. Der freie Westen stellt dem Putin-Regime permanent ein schlechtes Zeugnis aus, aufgrund seiner wirtschaftlichen Erfolge, seiner Freiheit und seiner attraktiven Lebenswelten.
Brumme, Des Kremls übersehene Kriegsgründe, NZZ 28.1.24
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In die Tonne getreten • In wenigen Wochen tagt die Münchner Sicherheitskonferenz MSC 2024. Auch die NAFO ist dabei, die Barwinka kommt und am 17.2. gibt es am Odeonsplatz eine Großkundgebung.
Es ist nötig, den Menschen zu erläutern, warum es so wichtig ist, die Ukraine zu unterstützen. Leute wie ich und andere, die mit Russland ihre Erfahrung haben, können erklären, dass wir mit Russland alles versucht haben, um zu einer diplomatischen Lösung zu kommen. Bundeskanzlerin Merkel hat sich mit dem französischen Präsidenten Hollande stunden-, tage-, wochenlang darum bemüht, mit dem Minsker Abkommen Wege zu einer Lösung aufzuzeigen. Wladimir Putin hat diese Vereinbarungen in die Tonne getreten.
⚠️ Nicht vergessen: 17.2. München, Odeonsplatz.
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Anlässlich des Holocaust-Gedenktages hat Marcel Reif im Bundestag eine bewegende Rede gehalten:
Und wenn Sie es mir erlauben und wenn Sie mögen – gerade heute aus diesem Anlass und gerade hier in diesem höchsten deutschen Hause -, dann lass ich Ihnen den kleinen und doch so großartigen, wundervollen Satz, den mein Vater, Leon Reif, gesagt hat, dann lass ich Ihnen diesen Satz hier: „Sej a Mensch!“ – „Sei ein Mensch!“
Und zum Schluss noch etwas 🎵
bis nächste Woche!
Last Updated on 31. January 2024 by Lupo
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