Aufgelesen: Lupos Lesewoche #9

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Die Woche der intellektuellen Konkursanmeldungen • Die vergangene Woche war offenbar die Woche der intellektuellen Konkursanmeldungen. Den Aufschlag hat seine Heiligkeit Papst Franziskus gemacht, in dem er in einem Interview der Ukraine geraten hat, die weiße Fahne zu hissen und sich zu ergeben. War dann aber offenbar doch nicht so gemeint, beeilte sich der Vatikan in den folgenden Tagen zu bekunden. Die FAZ kommentiert die Ideen des Papstes treffend:

Dass es noch schlimmer wird, wenn ein Aggressor um des lieben Friedens willen sein Unrecht bekommt, wusste Churchill. Ein Aufgeben der Ukraine bedeutet keinen dauerhaften Frieden für Europa. Sondern die Ermutigung Putins zum nächsten Krieg.

Ratschlag des Papstes:Churchill wusste die Antwort

Auch die Sozialdemokraten im Bundestag haben sich in dieser Woche nicht lumpen lassen, allen voran ihr Fraktionsvorsitzende Mützenich, der über ein “Einfrieren” des Konflikts nachdachte.

Am Ende wurde dann Ralph Stegner im Heute Journal von Marietta Slomka nach allen Regeln der Kunst zerlegt:

Ich bin ausgestiegen, als Stegner erklärte, er wolle Putin gar nichts glauben, alles sei Propaganda. Weshalb man dann aber Putins stete Drohung mit der Atombombe ernst nehmen und sogar mit ihm verhandeln solle, habe ich bis heute nicht verstanden. In ein ganz ähnliches Horn stieß Sarah Wagenknecht in einem Interview mit der taz. Auch sie erklärte, kein Vertrauen in Putin zu haben, wenngleich man ganz dringend mit ihm verhandeln solle.

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Ще не вмерла Україна • Allen Unkenrufen aus Rom und Berlin zum Trotz ist die Ukraine noch nicht gestorben und hält dem russischen Ansturm weiter stand. Die Schwarzmeerflotte Russlands verlegt sie konsequent auf den Grund des Meeres und aktuell fallen nach und nach die russischen Ölraffinerien weit im Hinterland ukrainischen Drohen zum Opfer. Die Lage ist indes nicht einfach. Olena Halushka, Mitgründerin der NGO International Center for Ukrainian Victory (ICUV) und Mitarbeiterin des ukrainischen Anti-Korruptionszentrums und Hanna Hopka, ebenfalls eine der ICUV-Gründerinnen sowie Mitglied im Internationalen Beirats des Warschauer Sicherheitsforums, appellieren in einem Gastbeitrag auf N-TV für weitere Unterstützung der Ukraine und erneuern ihre Forderung, das beschlagnahmte russische Zentralbankvermögen zugunsten der Ukraine zu verwerten.

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Wer die Angst der Ukrainer vor dem Verschwinden verstehen will, muss nur in die Geschichte schauen • In der NZZ schreibt die ukrainische Autorin Tanja Maljartschuk über die Angst ihrer Landsleute vor dem Verschwinden. Schon immer sind Ukrainer ermordet, verfolgt, deportiert oder ausgehungert worden. Die Furcht hat sich den Menschen in die Seele gefressen.

Überhaupt könnte man in meinem Land, hätte man das Ziel, in jeder noch so kleinen Ecke ein Museum des Verschwindens einrichten. Ich weiss, wovon ich spreche, denn ich komme aus der Leere, die darauf folgt. Und meine zweite Erkenntnis lautet so: Hinter dem Verschwinden verbirgt sich meist ein Verbrechen. Die Täter täuschen, und sie tarnen sich. Das Verschwindenlassen gehört zu ihren gut erprobten Methoden, mit der Absicht, ungestraft davonzukommen. Um weiter verschwinden zu lassen.

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In Russland wird derzeit ein dreitägiges Theaterstück “Wir wählen einen Präsidenten” aufgeführt.

Richtigerweise hat der EU-Ratspräsident Michel ironisch dem russischen Präsidenten Putin schon vor Beginn des Zirkus zu seinem Erdrutschsieg gratuliert. Wie es bei den sogenannten “Wahlen” in Russland zugeht, schreibt die FAZ.

An Wahltagen wird in Russland gerne Karussell gefahren. Dafür geht aber niemand auf den Rummel. Stattdessen werden Wähler mit Bussen von einem Wahllokal zum nächsten gefahren, um dort ihre Stimme abzugeben – mehrmals. Dazu werden einfach die Wahlunterlagen derjenigen genutzt, die nicht zur Wahl erschienen sind. Politikwissenschaftler und Wahlbeobachter nennen das „Karussell fahren“. In den vergangenen zwei Jahrzehnten war dies eine der meistgenutzten Methoden, um in Russland Wahlen zu manipulieren.

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Save the Date: No Netrebko! • Am 23. März 2024 will in Salzburg die russische Opernsängerin Anna Netrebko auftreten. Ab 17:00 demonstriert die ukrainische Gemeinde Salzburg mit Unterstützung aus Deutschland.



Geschrieben aus Köln, Deutz, Deutschland.

Last Updated on 19. März 2024 by Lupo


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