Auf dem Twitter-Account von Andreas Umland, Osteuropa-Experte und Forscher, habe ich die Ankündigung einer spannend klingenden Veranstaltung in der Deutschen Oper in Berlin am vergangenen Wochenende entdeckt. Also spontan die Flüge klar gemacht und am Freitag Abend in der deutschen Hauptstadt gelandet. Wenige Tage vor der Premiere von Verdis Oper “Les Vêpres Siciliennes” gab es eine Sonderveranstaltung im Rahmen der Reihe “Aus dem Hinterhalt: Macht der Kunst” in der Tischlerei der Oper, diesmal unter dem Titel “Aus dem Hinterhalt: Macht dem Frieden”.
Die Veranstaltung war ganz dem Ukraine-Krieg gewidmet und fast vollständig ausverkauft, zudem wurde sie ins Netz gestreamt. Den musikalischen Rahmen boten live das Ensemble Polýnushka, das volkstümliche Lieder aus dem Süden Russlands und der Ukraine darbot.
Der aus Kiew stammende Tenor Valentyn Dytiuk sang zwei Arien aus der anstehenden Premiere von LES VÊPRES SICILIENNES. In einem persönlichen Statement zum Kriegsgeschehen in seiner Heimat, sagte er, es sei viel Lüge im Spiel. Aber Die Ukraine werde gewinnen, denn die Wahrheit ist auf unserer Seite.
Auf dem Podium diskutierten Sabine Fischer und Andreas Umland, moderiert vom Leiter der Zeitschrift “Osteuropa”, Andreas Weichsel. Auch die Zeitschrift “Osteuropa” hat die Veranstaltung mitunterstützt. Alle drei analysierten den Krieg und seine Folgen, die Motive und Ziele Putins. Einigkeit bestand darin, dass man die Ukraine nun aktiv mit Waffenlieferungen versorgen müsse und auch einen Boykott von russischem Gas und Öl anstreben müsse. Die Zeit sei knapp, die Sanktionen wirkten zwar bereits, aber bis sie ihr volles Potential entfalten könnten, könnte es für die Ukraine zu spät sein. Und Sabine Fischer wurde deutlich: “Wenn Russland den Krieg gewinnt, dann wird es hochgefährlich”. Auch für uns.
Zu Beginn der Veranstaltung wurde ein neues Musikvideo von Serhij Zhadan und seiner Band eingespielt. Zhadan ist ein aus dem Donbas stammender bekannter ukrainischer Autor und Musiker, der jetzt in Kharkiv lebt. Das Video wurde vor wenigen Tagen in Dnipro aufgenommen.
Der Text ist klar und mutig (Auszug):
Згадай всіх тих, кому нині тяжко,
для кого час зупинився, як серце.
Зроби перед виходом останню затяжку.
Тобі тепер завжди носити усе це:
цю лють зими й березневі ріки,
цю давню потребу лишатись людиною.
Ми запамятаємо все це навіки.
Нам далі жити цією країною.
Remember all those who are having a hard time now,
for whom time has stopped like a heart.
Make one last puff before leaving.
You should always wear all this now:
this fury of winter and March rivers,
this long-standing need to remain human.
We will remember all this forever.
We continue to live in this country.
Last Updated on 24. April 2022 by Lupo
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