Noch bis 31. Mai zeigt das Pilecki-Institut in seinen Räumlichkeiten in Berlin die erste internationale Ausstellung über das Leben und Werk des ukrainischen Schriftstellers und Poeten Vasyl Stus.
Vasyl Stus wurde am 6. Januar 1938 in der Region Donezk (in der damaligen Ukrainischen SSR) geboren und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Er begann früh, sich für Literatur und Poesie zu interessieren. Nach dem Abitur studierte er in Kyiv von 1955 bis 1960 an der Fakultät für Philologie, wo er sich intensiv mit der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts beschäftigte und erste literarische Versuche unternahm. Er absolvierte das Fach „Ukrainische Philologie“ und schloss sein Studium 1963 ab. In dieser Zeit begann er, Gedichte zu schreiben.
Stus war ein überzeugter Gegner der sowjetischen Zensur und Unterdrückung. In den 1960er und 1970er Jahren engagierte er sich in der ukrainischen Kulturbewegung, die für die Rechte der ukrainischen Sprache und Kultur kämpfte. Er war aktives Mitglied des sogenannten „Ukrainischen Helsinki-Komitees“, einer Gruppe von Dissidenten, die sich gegen die Verletzung der Menschenrechte in der Sowjetunion einsetzte.
Als Dissident verfolgt, mußte er Insgesamt fast zehn Jahre in Gefängnissen und Arbeitslagern verbringen, hauptsächlich in der Nähe von Perm im Ural. Während dieser Zeit schrieb er weiterhin Gedichte, die er oft heimlich und unter extremen Bedingungen verfasste. Als Bewunderer vieler deutscher Schriftsteller hat er leider nie erfahren, wie viele von ihnen immer wieder seine Freilassung aus der Haft forderten. Unter ihnen war auch Heinrich Böll, der der das Hauptthema des literarischen Artikels „Mit den Augen eines Humanisten“ wurde. Heinrich Böll setzte sich seinerzeit aktiv für Stus‘ Freilassung ein und nominierte ihn für den Nobelpreis.
Auch Vasyl Stus’ Beziehung zu Polen war von einer ähnlichen Faszination getragen: Er übersetzte die Gedichte von Tadeusz Różewicz und Tadeusz Kubiak, drängte seine Frau und seinen Sohn, Polnisch zu lernen, abonnierte polnische Zeitschriften und unterstützte die polnische Solidarność-Bewegung.
Vasyl Stus starb am 4. September 1985 im Alter von 47 Jahren in einem sowjetischen Straflager an den Folgen von Misshandlungen und der schlechten Behandlung im Lager. Stus wurde zu einem Symbol des ukrainischen Widerstands und des menschlichen Willens gegen Unterdrückung.
Sein Werk wird in der Ukraine und international als ein unverzichtbarer Beitrag zur Weltliteratur angesehen. Seine Gedichte sind sowohl ein literarisches Vermächtnis als auch ein Dokument des Widerstands gegen eine totalitäre Herrschaft.
Pilecki Institut Berlin
Pariser Platz 4a
10117 Berlin
Dienstag – Sonntag, 10-18 Uhr
Last Updated on 30. November 2024 by Lupo
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