In Belarus sind aktuell über 1.200 politische Gefangene inhaftiert. Die Repressionen gegen die Zivilgesellschaft halten seit den Massenprotesten 2020 gegen die gefälschte Präsidentenwahl ungemindert an.
Natalja und Alexander, ein Ehepaar aus Belarus, erzählen für Dekoder über ihre Flucht aus Belarus. Eine Geschichte aus Europa, die schwer auszuhalten ist – und doch erzählt werden muss: Sie stehen für den Mut Tausender, die sich gegen das Lukaschenko-Regime gestellt haben – und dafür bitter bezahlen mussten.
Die beiden betrieben einst eine florierende Ferienanlage in Hrodna. Als sie sich 2020 dem oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Viktor Babariko und später Swetlana Tichanowskaja anschlossen, begann der Albtraum: Alexander wurde 2022 von Sicherheitskräften festgenommen, Natalja und die Tochter mehrfach verhört, das gemeinsame Geschäft systematisch zerstört. Sie beschließen, Belarus zu verlassen.
Ihr ständiger Begleiter auf ihrer Flucht durch Europa: eine selbstbestrickte Tscheburaschka-Puppe, ein Geschenk von Nataljas inzwischen verstorbener Mutter. An der Grenze zu Litauen wäre das Stofftier im Fluß fast verloren gegangen. Alexander kehrte um, fand das Kuscheltier und schwamm wieder nach Litauen.
Die Familie flüchtete. Die Tochter gelangte nach Georgien, die Eheleute Natalja und Alexander wurden auf der russischen Seite der Grenze zur Ukraine gestoppt, inhaftiert, misshandelt, beraubt, „Kriegsgefangenschaft“, nennen sie das. Alles verloren, sogar ihr Auto verkauft, lebten sie monatelang von Kartoffeln, billiger Wurst und Zuckeräpfeln aus der Mikrowelle. Schließlich wurden sie durch ein Evakuierungsprogramm getrennt: Erst Natalja, dann Alexander schafften es nach Litauen und Polen.
Heute leben die beiden in Polen, ihre Schulden sind getilgt, Alexander fährt Lkw. 2024 erhält Alexander die Diagnose Krebs.
Last Updated on 20. June 2025 by Lupo
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