Aufgelesen: Lupos Lesewoche #1

Lesedauer 3 Minuten

Seit Beginn der Großinvasionen haben die westlichen Verbündeten der Ukraine umfangreiche Sanktionspakete gegen Russland in Vollzug gesetzt. Die Sanktionen wirken nicht, hört man dagegen aus Moskau, die Wirtschaft brummt, die Maßnahmen könnten Russland nichts anhaben. Die Realität sieht anders aus: Die Wirtschaftskrise kommt auch beim einfachen Bürger an. The Daily Beast hält fest, dass es in Russland langsam auch den Propagandisten schwerfällt, den schönen Schein von der brummenden Wirtschaft hochzuhalten. Laut offiziellen Statistiken stieg der Preis von Grundnahrungsmitteln stark an: Eier um 59 Prozent, Tomaten um 52 Prozent, Bananen um 46,5 Prozent, Kohl um 29 Prozent, Geflügel um 27,7 Prozent und Äpfel um 20,7 Prozent.

Die eskalierende Brutalität, mit der der Kreml das neue Jahr 2024 begrüßte, zeigt, dass der Ukraine und ihren globalen Verbündeten viele Herausforderungen bevorstehende, aber Russland entgeht sicherlich nicht den wirtschaftlichen und demografischen Folgen seines eigenen Handelns.

‘Shocking’ Reality of Ukraine Blowback Hammers Putin at Home

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Auch in Belarus halten die Repressionen gegen die Zivilbevölkerung an: Die FAZ führt ein Gespräch mit dem belorussischen Exilschriftsteller Sasha Filipenko.

Der belarussische Exilschriftsteller Sasha Filipenko versetzt in seinem dieses Jahr erschienenen Roman „Kremulator“ in die Menschenzerstörungsmaschinerie eines Terrorstaats und ist ein vehementer Kritiker des belarussischen Präsidenten Lukaschenko. Offenbar deswegen wurde im November Filipenkos Vater in Minsk verhaftet und eingesperrt.

Begräbnis per Skype, FAZ vom 15.12.2023

In diesem Zusammenhang auch die Kampagne für Maxim Znak

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Herfried Münkler, der gerade sein Buch “Welt in Aufruhr” veröffentlicht hat, stellt in einem Beitrag für die NZZ die Frage, nach der Opferbereitschaft der Gesellschaft für ihren Staat. In der Marseillaise, so schreibt er, ist die Einheit von Patriotismus und Freiheitswillen, Massenmobilisierung und Todesbereitschaft bis heute präsent geblieben. “Aber meinen die Singenden das wirklich ernst – «zu den Waffen, Bürger! / Formt eure Schlachtreihen, / Marschieren wir, marschieren wir!» –, oder handelt es sich um blosses Lippenbekenntnis?” Der Kreml, so Münkler weiter, hat die zentrale Verwundbarkeit der Ukraine ausgemacht: die Opferbereitschaft der Gesellschaft. Sie wird entscheiden, wer am Schluss die Oberhand hat in diesem Krieg.

Dass postheroische Gesellschaften sich wieder heroisieren können, zeigt das Beispiel der Ukraine im Verlauf der letzten zwei Jahre. Solange dies freiwillig und aus der Gesellschaft heraus erfolgt, steht dies nicht im Widerspruch zur liberalen Demokratie. Solches war in der Ukraine möglich, weil das Land der Angegriffene ist und die Menschen für dessen politische Selbstbestimmung genauso wie für ihre persönliche Freiheit kämpfen. Und weil durch die russischen Greueltaten, etwa die von Butscha, sowie die Terrorattacken auf zivile Ziele eine Solidarität entstanden ist, wie sie zuvor unvorstellbar war.

Kann man von einem Menschen heute noch verlangen, dass er für sein Heimatland in den Krieg zieht?, NZZ vom 08.01.2024

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Die Trauerfeier für Wolfgang Schäuble lief bei BILD etwas aus dem Ruder:



Geschrieben aus Berlin, Mitte, Deutschland.

Last Updated on 8. Januar 2024 by Lupo


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