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Russlands Nachkriegs-Wirtschaft: Nichts, was Zukunft sichert

Lesedauer 2 Minuten

Russland fährt seit 2022 eine Kriegswirtschaft, die wie ein Motor ohne Bremse läuft: Die Rüstungsindustrie wächst, während zivile Branchen stagnieren oder im Schrumpfen begriffen sind. Doch dieser Aufschwung ist eine Illusion. Waffen sind kein Fundament für die Zukunft, sondern nur Metall, das sich selbst verschleißt. Sobald der Krieg endet, brechen die staatlichen Aufträge weg – und damit bis zu 4,5 Millionen Jobs. Ganze Regionen, die sich ausschließlich von Waffenproduktion nähren, würden sofort in den Abgrund sozialer und wirtschaftlicher Krisen stürzen.

Die zweite Achillesferse ist die Abhängigkeit von Öl und Gas. Mehr als 40 Prozent der Staatseinnahmen fließen aus diesem Bereich, doch Sanktionen, Preisobergrenzen und der Rückzug westlicher Technologie nagen an den Förderkapazitäten. China und Indien kaufen zwar weiter, aber nur zu Dumpingpreisen. Damit wird Russland vom selbsternannten Imperium zur Rohstoffkolonie degradiert. Ohne europäische Absatzmärkte droht Deindustrialisierung – ein Echo des Zusammenbruchs der Sowjetunion nach 1991.

Hinzu kommt der demographische Kollaps. Schon seit Jahren verliert Russland Menschen: zu wenige Kinder, zu viele Tote, zu viele Auswanderer. Der Krieg verschärft das dramatisch – Hunderttausende junge Männer sind gefallen oder haben das Land verlassen. Die Folge: Arbeitskräftemangel, Überalterung, sinkende Steuereinnahmen bei steigenden Sozialkosten. Ein Land ohne Menschen, die Neues schaffen, verarmt zwangsläufig.

Auch technologisch ist Russland abgehängt. Sanktionen haben den Import von Hightech-Produkten blockiert, von Mikrochips bis Flugzeugtechnik. Was bleibt, ist ein Stückwerk aus improvisierten Ersatzlösungen. Aber eine konkurrenzfähige Industrie entsteht so nicht. Nach dem Krieg fehlen die Wachstumssektoren, die andere Länder tragen: IT, Luftfahrt, Autoindustrie. Russland bleibt Rohstofflieferant mit Waffenfabrik – eine Zukunft ohne Horizont.

Politisch schließlich herrscht Blockade. Die Eliten – Oligarchen und Sicherheitsapparate – profitieren vom jetzigen System. Jede echte Reform würde ihre Macht gefährden, also verhindern sie sie. Ein „Marshallplan für Russland“ ist damit nicht nur unwahrscheinlich, sondern fast ausgeschlossen. Stattdessen bleiben Vetternwirtschaft, Korruption, Kapitalflucht und ein Land, das seine eigene Energie verbrennt.

Die Parallelen zur Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion sind offensichtlich. Damals, zwischen 1991 und 1999, folgten Hyperinflation, Hunger, ein dramatischer Rückgang der Lebenserwartung. Doch heute sind die Ausgangsbedingungen noch düsterer: keine Öffnung, keine Investitionen aus dem Westen, sondern Isolation, Sanktionen und Misstrauen.

Das Szenario nach Kriegsende zeichnet sich klar ab:
– In den ersten drei Jahren bricht die Wirtschaft ein, Arbeitslosigkeit schießt nach oben, besonders in den Rüstungsregionen. Der Rubel verliert an Wert, Armut frisst sich durch die Gesellschaft.
– Mittelfristig, in drei bis zehn Jahren, laufen die Rohstoffexporte aus, Infrastruktur zerfällt, der Fachkräftemangel wird unerträglich. Das Land gleitet in dauerhafte Schwäche.
– Langfristig, in einem Jahrzehnt und darüber hinaus, könnte Russland zu einem verarmten, rohstoffabhängigen Staat verkommen – ein übergroßes Venezuela im kalten Klima, wenn nicht doch ein Wunder von Reform geschieht.

Das Fazit ist simpel und desaströs: Russland lebt heute von Waffen, Rohstoffen und alten Mythen. Nichts davon sichert die Zukunft.

Last Updated on 30. August 2025 by Lupo


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