Aufgelesen: Lupos Lesewoche #52

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Russland hat in der Ukraine den bevorstehenden Jahreswechsel mit einem der schwersten Luftangriffe seit Beginn der Großinvasion begonnen. Tote und Verletzte werden aus dem ganzen Land gemeldet, auch wenn ein Großteil der Raketen und Drohnen dank der gelieferten Flugabwehrwaffen abgeschossen werden konnte.

Die NZZ summiert unter Bezug auf die “Ukrainska Pravda” in einem größeren Artikel über den heutigen Angriff:

Die zahlreich eingesetzten Marschflugkörper des Typs Ch-101 haben einen geschätzten Stückpreis von 13 Millionen Dollar. Folgt man den ukrainischen Angaben, so hat die russische Attacke insgesamt rund 1,3 Milliarden Dollar gekostet.

Die Zahl der Toten ist von zwölf am Morgen auf mittlerweile 27 jetzt 30 gestiegen. Es gibt eine Vielzahl von Verletzten. Getroffen wurden Schulen, eine Geburtsklinik und ein Einkaufszentrum.

Wieder tote Zivilisten nach russischem Raketenbeschuss auf Städte

Die unsäglichen westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine haben heute aber auch verhindert, dass Russland und Putin ihren Friedenswillen durch Bombardements von Kindergärten und Geburtsstationen noch stärker zum Ausdruck bringen konnten.

Ach ja: Just heute fordert man aus dem “Bündnis Sarah Wagenknecht” übrigens, „dumme Energiesanktionen“ gegen Russland aufzuheben. Glückwunsch für das Timing!

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Das Online-Magazin Dekoder blickt unter dem Titel “Verlorene Heimat” auf das vergangene Kriegsjahr, auf Krieg, Repressionen, Flucht und Exil: Rückblick auf ein düsteres Jahr 2023 in Bildern und Texten aus Russland, Belarus und der Ukraine

Mit welchen Herausforderungen das Leben im Exil verbunden ist, wenn man nicht weiß, ob man jemals in seine Heimat zurückkehren kann, darüber spricht die Sängerin Ketevan, die im Alter von fünf Jahren aus Georgien nach Belarus kam und aktuell in Polen lebt, mit dem belarussischen Online-Portal Budzma.

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Sachsens Ministerpräsident Kretschmer hat sich gestern wieder zu Wort gemeldet und gefordert, die Ukraine solle (vorübergehend) auf Gebiete verzichten. Er erwarte von Kyiv ein Einlenken. Ich habe mir, als ich den Unsinn las, Gedanken gemacht, ob Sachsen nicht auch einlenken und auf einen Teil der gestohlenen Kunstgegenstände aus dem Grünen Gewölbe, immerhin 113 Millionen Euro wert, verzichten sollte. Vielleicht auch nur vorübergehend. Gegenüber den Einbrechern die Keule des Strafrechts auszupacken, führt am Ende nur zu Eskalation. Dem seltsame Weltbild Kretschmers ist Harald Stutte bereits im September diesen Jahres für das RND unter dem Titel „Sachsens Regierungschef Kretschmer irrlichtert durch Raum und Zeit“ nachgegangen.

Für den Historiker Bert Hoppe bleibt die bittere Erkenntnis, dass Michael Kretschmers „Katzbuckeln vor Putin nicht verzweifeltes Taktieren ist, um AfD-Wähler zurückzugewinnen. Sondern dass er wirklich glaubt, mit Gewaltherrschern könne man sich doch gütlich einigen.“

Sachsens Regierungschef Kretschmer irrlichtert durch Raum und Zeit

Die Antwort aus Kyiv auf Kretschmers geopolitischen Geistesblitze von gestern kam übrigens prompt:

„Wenn die Ukraine sich mit dem zeitweisen Gebietsverlust abfindet, dann rücken die russischen Truppen näher an Deutschland und dabei Sachsen heran“

schrieb unterdessen der Sprecher des Außenministeriums in Kiew, Oleh Nikolenko, am Mittwoch bei Facebook.

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Auch in der ZEIT blickt man sorgenvoll angesichts „Kriegsmüde(r) Freunde“ auf ein schicksalhaftes Jahr 2024 für die Ukraine angesichts vermeintlich (?) bröckelnder Unterstützung im Westen.

Vom Jahr 2024, so viel steht fest, hängt für die Ukraine viel ab, vielleicht alles. Ein erstes Etappenziel ist die Hoffnung auf einen Kompromiss im US-Kongress, auf die 61 Milliarden Dollar. Falls das Paket Anfang Januar den Kongress passiere, sagt Peter Rough von der US-Denkfabrik Hudson Institute, einer der besten Kenner Osteuropas in den USA, könne die Ukraine sich noch verschanzen und die russischen Angriffe abwehren, um sich auf eine eigene Offensive vorzubereiten.

DIE ZEIT, Ukraine-Unterstützung: Kriegsmüde Freunde


Morgen geht es zum Jahreswechsel in die kleine Republik Moldau. Die European Pravda aus Kyiv schaut ein wenig neidisch auf die Erfolge des kleinen Landes, wenn es darum geht, sein Sowjeterbe loszuwerden. Im Luftfahrtbereich ist den Moldauern einiges gelungen: Gegen die konservative IATA haben sie durchgesetzt, dass der Hauptstadtflughafen ein neues Kürzel bekommt: RMO statt wie bisher KIV, das auf der Transliteration aus dem Russischen „Кишинёв“ in “Kischinev” basiert. Künftig wird KIV ersetzt durch Republic of Moldova (RMO). Die Ukrainer waren mit dem Ansinnen, die auf Transliteration aus dem Russischen basierenden IATA-Codes, beispielsweise IEV für den Kiev- Schuljany Airport loszuwerden, bei der IATA gescheitert.




Geschrieben aus Mainz, Altstadt, Deutschland.

Last Updated on 29. Dezember 2023 by Lupo


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